Natur auf dem Kulturdepot

Mit der Dachsanierung beim Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums hat das BBL seinen Anspruch, über Nachhaltigkeit nicht nur zu reden, sondern sie umzusetzen, gleich in vierfacher Hinsicht erfüllt:  
Es wurde bestehendes Baumaterial wieder verwendet, die neue Dachabdichtung erfüllt die höchsten Öko-Standards, alle Dächer sind jetzt mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, und die Restflächen fördern die Biodiversität.

Das Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums in Affoltern am Albis (SZA) beherbergt die Ateliers der Konservatoren und Restauratoren, die Objektlogistik, die Sammlungen und das Fotoatelier. Es besteht aus drei Gebäuden. Die grösste Dachfläche (3’000 m²) wurde bereits 2012 mit einer Photovoltaikanlage belegt. 2021 bis 2022 wurde auf den beiden verbleidenden Dächern im Zuge der Flachdachsanierungen ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet: Man hat das Dämmmaterial soweit wie möglich wiederverwendet. Die neu verbaute Folie für die Abdichtung entspricht der 1. Priorität gemäss ECO-BKP. Nicht ganz ausgeschöpft wurde das Nachhaltigkeits-Potential bei den alten Bitumenbahnen, die in der Schweiz der Kehrrichtverbrennung zugeführt werden - in Norddeutschland gäbe es Möglichkeiten für ein Recycling. Die sanierten Dachflächen wurden mit Photovoltaik-Elementen belegt und begrünt. Sie beherbergen eine Oase für Wildbienen, Vögel und Fledermäuse.

Beschaffung
Schon bei der Planung zum partiellen Ersatz der Dachabdichtungen am SZA stand für die Bauherrschaft von Anfang an fest, dass ein nachhaltiges Umsetzen der Arbeiten oberste Priorität hat. So hat man die ausführenden Unternehmer in erster Linie hinsichtlich der in ihrem Betrieb allgemein gelebten Nachhaltigkeitskultur, vor allem aber aufgrund der objektspezifischen Vorschläge und Ideen zu einer umweltschonenden Realisation ausgewählt. Noch taugliche Bauteile sollten möglichst wieder verwendet, d.h. in den Neuaufbau integriert werden, und unbrauchbare Materialien aus dem Rückbau sollen einem optimalen, effizienten Recycling zugeführt werden. Diese Schritte mussten bei Offertstellung durch die Submittenten verbindlich dokumentiert werden, die Unternehmung mit der besten ökologischen Ausrichtung erhielt den Zuschlag.

Bauarbeiten in der Region
Grosses Augenmerk wurde auf kurze Wege für alle Unternehmer und Lieferanten gelegt. So sind für alle Nebenarbeiten (7 Arbeitsgattungen) Firmen aus dem Bezirk Affoltern am Albis gewählt worden, der Hauptunternehmer (Bedachungsarbeiten) konnte das meiste Personal mit Wohnsitz in der unmittelbaren Umgebung des Objektes einsetzen, sein Domizil liegt in einem Umkreis von 25 km zur Baustelle. Der grösste Teil des angelieferten Materials stammt aus der Schweiz (Sarnen, Boswil, Affoltern am Albis).

Die Kleinigkeiten machen’s aus
Auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten wurden immer Alternativen zum allgemein gewohnten Vorgehen geprüft. So hat man im Bauleitungscontainer nicht wie üblich ein Klimagerät installiert, sondern es wurde ein schattenspendendes Sonnendach aufgebaut. Damit entstand auch ein geschützter Pausenbereich für die Mitarbeiter der Unternehmungen.

Photovoltaik
Die Photovoltaikanlage auf dem Sammlungszentrum hat eine Nennleistung von 485 kWp und einen Stromertrag von 450'000 kWh/Jahr. Damit ist sie die grösste Anlage des BBL, gefolgt von Bangkok (151 kWp), Ittigen (108 kWp) und Guisanplatz (104 kWp). 60% des jährlichen Stromverbrauchs auf dem Areal wird jetzt durch Solarenergie gedeckt.

Biodiversität
Generell gibt es bei heutigen Sanierungsprojekten neben der Herkulesaufgabe einer Umstellung auf erneuerbare Energie zusätzlich die Herausforderung, den Rückgang der Biodiversität zu bremsen. Es gilt, ganzheitliche Ansätze zu finden und durch die Kombination von biodiverser Dachbegrünung und PV-Anlagen zwei Probleme gleichzeitig zu lösen. Auf dem Dach des Sammlungszentrums ist dies gelungen: Man hat auf insgesamt über 750 Quadratmetern Dachfläche verschiedenste Strukturelemente wie Totholz, Kies- und Sandflächen, Wasserstellen, Nistkästen für Wildbienen, Vögel und Fledermäuse geschaffen. So wurden über 150 verschiedene grossmehrheitlich einheimische Pflanzenarten etabliert, die für Wildbienen und andere Insekten speziell wertvoll sind. So hat man hier einen hoch diversen Lebensraum erschaffen, der schon bald von allerlei Lebewesen besiedelt wird und somit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leistet.

Letzte Änderung 03.04.2023

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