Innovative Töpfereien, die Gesprächsstoff liefern

Im Rahmen des Wettbewerbs für eine künstlerische Intervention am Neubau der Schweizer Botschaft in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba wurde das Projekt «From Ashes» von Alexandra Navratil und Ester Alemayehu Hatle einstimmig zur Umsetzung ausgewählt. Es überzeugte die Jury insbesondere durch seine geschickte Integration in das Architekturprojekt, seine hohe Sichtbarkeit innerhalb der Botschaft und die subtilen Verbindungen, die es zwischen dem Gastland und der Schweiz knüpft.

Das BBL hatte im Einvernehmen mit dem Bundesamt für Kultur und der Eidgenössischen Kunstkommission einen Wettbewerb auf Einladung zur Eingabe von Konzeptentwürfen für eine künstlerische Intervention am Neubau der Schweizer Botschaft in Addis Abeba in Äthiopien organisiert. Die neue Botschaft, deren Bau sich zurzeit in Planung befindet, war für einen derartigen künstlerischen Beitrag als geeignet befunden worden, weil sie drei Merkmale aufweist: einen hohen repräsentativen Charakter, die Möglichkeit, Kunst in ein hochwertiges Architekturprojekt zu integrieren, sowie die Tatsache, dass ein breites Publikum davon profitieren wird.

Die neun eingeladenen Kandidatinnen und Kandidaten erhielten freie Hand für den Entwurf eines künstlerischen Beitrags, der einen Dialog mit der Architektur der Botschaft schaffen und die Schweizer Vertretung bei ihrer Mission in Äthiopien unterstützen sollte. Wunsch des BBL als Bauherrschaft und Ausschreiber des Wettbewerbs war es, mit der künstlerischen Intervention einen Ort der Begegnung für alle Nutzerinnen und Nutzer anzubieten, der die Werte der Schweiz und das Bild eines modernen, innovativen, weltoffenen und solidarischen Landes vermittelt. Die Künstlerinnen und Künstler, die dazu ermutigt wurden, mit lokalen Akteurinnen und Akteuren zusammenzuarbeiten und die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft zu vertreten, stellten hochwertige Konzeptentwürfe vor. Alle Entwürfe erfüllten die Vorgaben, nämlich den Dialog anzuregen und die Beziehungen mit dem Gastland und Partner Äthiopien zu festigen.

«From Ashes» von Alexandra Navratil und Ester Alemayehu Hatle

Der Projektvorschlag von Alexandra Navratil (*1978 Zürich) und Ester Alemayehu Hatle (*1994 Stavanger, Norwegen) beinhaltet einen Pavillon im Garten der Botschaft sowie die Neukonzeption und Gestaltung der Innenwände, die den Visa-Bereich vom Eingangsbereich für Besuchende und Mitarbeitende der Kanzlei trennen. Die Ziegel für diese neuen Innenwände werden in Zusammenarbeit mit der Kechene Women's Pottery Cooperative in Addis Abeba entworfen und hergestellt. Während die Kooperative heute vorwiegend Essgeschirr herstellt, verschmelzen im Projekt die Töpfereien mit der Architektur. «Wir verwenden das Töpferhandwerk, das traditionell mit Frauen und dem häuslichen Bereich in Verbindung gebracht wird, als Bauelement. Die Töpferei wird zur Architektur», sagen die beiden Künstlerinnen.

Den Ausgangspunkt für die Arbeit «From Ashes» bildet eine Recherche zum Eukalyptus-Baum, der vor 130 Jahren in Äthiopien eingeführt wurde und seither dort weit verbreitet ist und wirtschaftlichen Nutzen, aber auch ökologische Probleme mit sich bringt. Mit diesem importierten, heimisch gewordenen Baum werden auch die Themen Heimat und Fremde angesprochen. Das Laub des Eukalyptus-Baumes wird in der Kechene Women's Pottery Cooperative auf innovative Weise verwendet: Nach dem eigentlichen Brennen erhalten die Töpfereien im Eukalyptus-Laub die charakteristische schwarze Oberfläche. Das auf diese Weise hergestellte Essgeschirr ist typisch für Addis Abeba. Die Töpfereien erfahren im Projekt der Künstlerinnen eine Transformation und werden zur Architektur, in der das Wesen des Materials erhalten bleibt. Mit der Verwendung von Eukalyptus-Stämmen im Pavillon verweisen Alexandra Navratil und Ester Alemayehu Hatle zudem auf traditionelle Bauten.

Das Projekt «From Ashes» tritt an verschiedenen Schlüsselstellen des Gebäudes in Dialog mit der Architektur und kommt den Nutzerinnen und Nutzern zugute. Die Wand im Inneren verbindet zwei unterschiedliche Pu­blika und schafft dort eine ruhige Atmosphäre mit starkem lokalem Bezug. Der Pavillon dient bei Veranstaltun­gen mit Gästen als Rückzugsort und soll zugleich im Alltag den Botschaftsangestellten Freude bereiten. Mit der suggestiven Kraft ihres Kunstwerks regen die Künstlerinnen ohne Frage zu Gesprächen über die Entstehung der Materialien, die bemerkenswerte Zusammenarbeit mit der örtlichen Frauenkooperative oder die im Vorfeld nötigen Recherchen an. Den Künstlerinnen gelingt es eindrucksvoll, sich ohne Anbiederung auf lokale Traditionen zu beziehen und dabei etwas Neues zu schaffen, das einzigartig und zeitgemäss ist. Die Jury war aufgrund all dieser Eigenschaften vom Projekt «From Ashes» begeistert und empfahl es ein­stimmig zur Umsetzung.

Letzte Änderung 16.06.2023

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