Der Neubau der Schweizer Botschaft in Kamerun verbindet moderne Technik mit der traditionellen lokalen Bauweise. So entsteht ein nachhaltiges Gebäude, das die Schweiz repräsentiert. Die grauen Treibhausgase beim Bau werden minimiert indem lokalen Baumaterialien und ein CO2-armer Zement verwendet werden. Die klimaangepasste Architektur und eine effiziente Photovoltaikanlage ermöglichen einen klimaneutralen Betrieb.
Seit November 2024 laufen die Bauarbeiten für die neue Schweizer Botschaft in Yaoundé, Kamerun. Das Projekt besteht aus drei Gebäudeteilen – Kanzlei, Verbindungsbau und Residenz – die zusammen mit einem zentralen Hof und umliegenden Gärten ein Ensemble bilden. Das Planungsteam der ARGE Nord / Caesar Zumthor Architekten aus Basel schafft mit räumlichen Bezügen und natürlichen Materialien ein Stück Baukultur, das die Schweiz repräsentiert.
Kreativer Ansatz für eine «grüne Botschaft»
Neben der Baukultur spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der neuen Botschaft eine zentrale Rolle. Der Bau setzt deutlich weniger graue Treibhausgase frei als ein konventionelles Gebäude und der Betrieb ist klimaneutral. Möglich wird dies, indem die Stärken der beiden Länder vereint werden: die modernste Technik aus der Schweiz und die traditionelle, durch Zirkularität und Energieeffizienz geprägte Bauweise aus Kamerun. Das Planungsteam kombiniert das Wissen der beiden Länder auf eine kreative und neuartige Weise im Sinne einer «grünen Botschaft».
Lokale Baumaterialien mit geringem Grauenergieanteil wie Holz, gepresste Lehmziegel und Naturstein halten die Treibhausgasemissionen beim Bau der neuen Botschaft gering. Da lokale Bauunternehmen beauftragt wurden, bleiben die Wege von Menschen und Baumaterialien kurz und die lokale Wirtschaft profitiert. Neben der ökologischen wird so auch die wirtschaftliche und die soziale Ebene der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Decken des Gebäudes werden als Tonnengewölbe aus Ziegeln erstellt, wodurch sich der Betonanteil um 80 Prozent gegenüber einer konventionellen Decke reduziert.
Schweizer Forschung, lokale Produktion
Die wenigen Bauteile, die aus Stabilitätsgründen aus Beton sein müssen, enthalten den umweltfreundlicheren LC3 Zement, der direkt in Kamerun produziert wird. Dieses von der EPFL in Lausanne entwickelte Bindemittel für Beton reduziert die CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Zement um etwa 40 Prozent. Eine konstruktive Zusammenarbeit des öffentlichen Auftraggebers, der Hochschule und des lokalen Bauunternehmens ermöglichte den Einsatz des LC3 Zements im Projekt.
Mehr Informationen zu LC3 Zement: The future of construction with more sustainable cement - EPFL
Mit dem Klima, nicht gegen das Klima
Zum klimaneutralen Betrieb tragen insbesondere zwei Faktoren bei; ein niedriger Energiebedarf und eine klimaneutrale Energieproduktion. Um den Energiebedarf niedrig zu halten, wurde die Architektur für das tropische Klima optimiert. Die Temperaturen in Yaoundé bewegen sich durchschnittlich zwischen 19 und 31 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Für die Behaglichkeit entscheidend ist daher die Kühlung des Gebäudes. Grosse Vordächer verschatten die Fassaden mit den optimierten Fenstern und verhindern so die direkte Erwärmung. Die hohen Räume und das Dach dienen als natürliche Wärmepuffer. Wind durchspült den offenen Dachraum und trägt Stauwärme nach draussen. Neben den baulichen Elementen tragen die naturnah gestalteten Höfe und Gärten zur Gebäudekühlung bei. All diese Massnahmen reduzieren den Energiebedarf für die Gebäudekühlung, welche über vorgekühlte Luft und ein Kaltwassersystem funktioniert.
Die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Botschaft produziert die benötigte Energie klimaneutral. Aufgrund der hohen Globalstrahlung in Yaoundé produziert diese rund ein Drittel mehr Energie als das Gebäude tagsüber benötigt. Der Energieüberschuss wird in Batterien gespeichert und steht so rund um die Uhr zur Verfügung.
All die genannten Aspekte verdeutlichen, wie sich das Projekt fundiert mit den lokalen Gegebenheiten auseinandersetzt und sensibel darauf reagiert hat. So entsteht ein Gebäude, das optimal an den Ort angepasst, resilient und nachhaltig ist. Die klimafreundliche Bauweise bestimmt den architektonischen Ausdruck der Botschaft mit und ist ein Teil der Schweizer Baukultur.