Instandsetzung des Kanzleigebäudes der Schweizer Botschaft

In knapp zwei Jahren Bauzeit hat das BBL das historisch wertvolle Kanzleigebäude der Schweizer Botschaft in Washington instandgesetzt. Damit ist das Gebäude mit seiner weitgehend noch vorhandenen Originalsubstanz für den nächsten Lebenszyklus ertüchtigt. Insbesondere im Bereich Energiewerte und barrierefreien Zugang wurden Anpassungen an die heutigen Standards mit Rücksicht auf denkmalpflegerische Vorgaben umgesetzt.

Die Kanzlei der Schweizer Botschaft in Washington D. C. (1957–1959) bildet zusammen mit der neuen Residenz (2004–2006, Rüssli Arch., Luzern; Steven Holl, New York) ein architektonisches Ensemble in einem parkartigen Areal mit schönem Baumbestand. Das Kanzleigebäude ist das Werk des schweizerisch-amerikanischen Architekten William Lescaze (Onex/CH 1896– New York 1969).

Ausgangslage und Ziel des Projekts

Der Denkmalwert des Gebäudes war bei der Planung der Instandsetzung unbestritten und der rücksichtsvolle Umgang mit der noch weitgehend vorhandenen Originalsubstanz deshalb ein vorrangiges Ziel.

Die Kanzlei der Schweizer Botschaft befindet sich in der Nordostecke des Botschaftsgeländes im historischen Woodley Park Quartier (Ecke Cathedral Avenue / 29th Street) im Nordwesten Washingtons. Der Bürotrakt besteht aus einem teilweise aufgeständerten, lang gestreckten, mittels raumhoher Fenster rhythmisierten Baukörper parallel zur 29th Street und fasst die Büros, Sitzungszimmer und Serviceräume. Auffälliges Merkmal bilden die versetzten Fensterachsen des Erd- und Obergeschosses. Rechtwinklig dazu, über eine verglaste Eingangshalle verbunden, ist ein durch zweiseitig grosse Fensterfronten belichteter Konferenzsaal angegliedert. Vorherrschende Materialien sind gelblicher Backstein, Glas und Metallelemente aus Bronze und bronzefarbenem Aluminium. Der Innenausbau ist unprätentiös-funktional, aber gediegen. Raumhohe Türen sowie Garderobenschränke aus Nussbaum in den allgemeinen Büros und Holzverkleidungen aus Palisander im Büro des Missionschefs bzw. der Missionschefin verleihen den Innenräumen visuellen und haptischen Komfort.

Konzept und Eingriffe der Instandsetzung

Die räumlichen Qualitäten sind auch aus heutiger Sicht eindrücklich. Die Detaillierung ist in vielen Bereichen noch original oder weitgehend original. Gesamteindruck und Wirkung des Ensembles entsprechen dem Zustand von 1959. Sie haben als Ausdruck der schweizerisch-amerikanischen Beziehungen einen hohen symbolischen, mit ihrer Offenheit und Transparenz einen hohen politischen und mit der baulichen Qualität einen hohen architektonischen Wert.

Es gab von funktionaler Seite keine Einschränkungen, die gegen eine Instandsetzung unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten sprachen. Das Gebäude geniesst auch nach über fünfzig Jahren Lebenszeit noch immer eine hohe Akzeptanz bei den Nutzerinnen und Nutzern. Die Instandsetzung sollte die Kanzlei aber für den nächsten Lebenszyklus ertüchtigen und bot auch Gelegenheit, die Energiewerte den heutigen Vorgaben anzupassen, Schadstoffe zu entfernen, die Sicherheitsvorgaben zu erfüllen und verunklärende architektonische Eingriffe aus der Vergangenheit zu entfernen.

Im Planerwahlverfahren konnte sich das Genfer Architekturbüro von Christian Dupraz durchsetzen. Es reüssierte mit dem Vorschlag, das Haus wieder näher an die Originalsubstanz anzugleichen und gleichzeitig die Anforderungen an einen zeitgemässen Kanzleibetrieb sicherzustellen. Die Umsetzung einer denkmalpflegerisch vorbildlichen Instandsetzung erwies sich als schwieriger als im Vorfeld erwartet. Die detaillierte Analyse der Bausubstanz ergab eine fortgeschrittene Alterung und eine fehlende Erdbebensicherheit der Backsteinfassaden aus den 1950er Jahren. Weil gleichzeitig die Wärmedämmung verbessert werden sollte, entschied sich das Planerteam für den Komplettersatz der Backstein-Wetterhaut. Die neuen Steine sind um die Dämmstärke nach aussen versetzt, was das Volumen entsprechend vergrössert. Weil die neuen Fenster den originalen Wendeflügel mit feststehenden Oberlichtern von 1959 nachgebildet sind und in der gleichen Flucht wie das Original aussen bündig in der Fassade liegen, ist der Gesamteindruck trotzdem stimmig, die Vergrösserung von aussen kaum sichtbar. Zum gelungenen Gesamteindruck trägt auch die Freilegung der pilotis im Untergeschoss bei, die den schwebenden Charakter des Bürotrakts wieder erlebbar machen.

Die konsequente Wärmedämmung bewirkt eine massgebliche Reduktion des CO2 Ausstosses und des Energieverbrauchs. Die neuen 3-IV-Gläser der Fensterflächen erlauben eine Reduktion der Nutzenergie im Sommer und im Winter. Die Instandsetzung bot auch die Gelegenheit, das Kanzleigebäude den Schweizer Gesetzen und US-Normen entsprechend behindertengerecht anzupassen.

Mit der Instandsetzung wurde das Ziel erreicht, den historisch wertvollen Bau mitplanerischem und handwerklichem Wissen und Können sorgfältig zu erhalten und zukünftigen Generationen zu übergeben. Das Gebäude wurde Ende 2022 nach knapp zwei Jahren Bauzeit wieder als Kanzlei in Betrieb genommen.

Letzte Änderung 01.09.2023

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