Cinémathèque suisse, Penthaz VD

Die Cinémathèque suisse (CS) erschliesst als schweizerisches Filmarchiv vier Sammlungsgebiete: Film, Bilder zum Film, Printmedien zum Film sowie - in einem beschränkten Masse - historische Apparaturen. Es ist sozusagen das Landesmuseum des Films und die einzige derartige Institution in der Schweiz. Der administrative Standort der Cinémathèque ist das Casino de Montbenon in Lausanne. Die Archivierung und Bearbeitung des Sammlungsmaterials erfolgt in Penthaz. In Zürich besteht zusätzlich eine Aussenstelle.

Das Schweizerische Filmarchiv wurde als privatrechtliche Stiftung von Bund, Kanton Waadt und der Stadt Lausanne gemeinsam gegründet. Es nimmt eine öffentliche Aufgabe wahr (Art. 5 c des Bundesgesetzes über die Filmproduktion und Filmkultur), die von den drei Stifterinnen gemeinsam finanziert wird. Einen Drittel der Finanzen erwirtschaftet die Stiftung selber.

Im Centre d'archivage et de conservation in Penthaz, Chemin de la Vaux 1, lagert die Cinémathèque suisse die verschiedenen Sammlungen und bearbeitet die Sammlungsbestände. Eine Betriebsanalyse durch das Bundesamt für Bauten und Logistik und das Bundesamt für Kultur ergab, dass die Archivkapazität für den kommenden Zuwachs erschöpft ist und dass der bestehende Betrieb erweitert werden muss.

Mit dem Projekt sollte der notwendige Archivplatz für den Zuwachs bereit gestellt werden. Die Ausleihe und die Bearbeitung des Archivmaterials sollen optimale betriebliche Bedingungen geschaffen werden. Die Bearbeitung der Bestände und Neuzugänge, die Administration und Archivbewirtschaftung sollen verbessert werden. Der öffentliche Zugang zur Cinémathèque und die Publikumsbereiche (Empfang, Shop, Bibliothek, Konsultationen etc. sollen entsprechend der Bedeutung der Institution angemessen konzipiert und gestaltet werden. Die klimatischen Bedingungen für die Lagerung haben eine zentrale Bedeutung. Das Raumklima entscheidet unmittelbar darüber, wie lange die archivierten Filme ohne weitere qualitative Einbussen aufbewahrt werden können. Dabei wird dem wirtschaftlichen Verbrauch von Energie, d.h. einem niedrigen Energieverbrauch, hohe Bedeutung zugemessen.

14 Generalplanerteams beteiligten sich am einstufigen, anonymen Projektwettbewerb im offenen Verfahren des Bundesamtes für Bauten und Logistik.

Das Preisgericht hat den Entwurf von EM2N Mathias Müller Daniel Niggli Architekten AG ETH SIA BSA auf den ersten Rang gesetzt. Es empfiehlt genau dieses Projekt, weil es die „Prämissen der Wettbewerbsaufgabe konsequent umsetzt" und die Anforderungen am besten erfüllt. Es löst die „gestellte Aufgabe hinsichtlich Konzeption, Nutzung und Einbettung in die Landschaft angemessen und tritt selbstverständlich auf". Von den Projekten der engeren Wahl ist es zudem „das potenziell kostengünstigste", wie es im Jurybericht heisst.

Die Verfasser sehen den besonderen Charme der derzeitigen Cinémathèque suisse in Penthaz in ihrer Einfachheit und Zweckorientierung und leiten aus dieser Prämisse konsequent ihren Entwurf ab. Sie erweitern die Kapazität von Penthaz II durch die unterirdischen Archive und organisieren den Bestand Penthaz I neu mit einer „Akkumulation von Baracken", wie es die Verfasser selber bezeichnen.

Die in der Längsstruktur addierten Baukörperteile geben verträgliche Massstäbe des sichtbaren Gesamtvolumens uns stehen souverän neben dem erhaltenen längs gestreckten Geländezug über dem unterirdischen Penthaz II. Die Interpretation von Ort und Aufgabe ist schlüssig und rational im Sinne von „weniger ist mehr". Es wird eine grosse Harmonie zwischen zweckorientiertem Bautypus und der Landschaft attestiert.

Der konsequenten äusseren Ausdrucksweise und dem unprätentiösen Hineinlegen in die Natur folgt eine ebenso konsequente Nutzungsverteilung und Erschliessung. Das Preisgericht sieht in der übersichtlichen Erschliessung eine durchdachte, rationale Grundrissorganisation. Die Raumqualitäten in den Bereichen Empfang, Übergänge, Auf- und Abgänge könnten jedoch eine grössere Ausstrahlung vermitteln. Der Zugang zum Empfang ist wenig einladend. Zwar wird versucht, durch das zum Eingang hin exponierte „Schaufenster" einen inneren Pulsschlag nach aussen zu zeigen; eine Vermittlung der Aktivitäten nach aussen scheint aber eher zweifelhaft.

Der Umgang mit der Konstruktion der einzelnen Gebäudeteile beim stufenweisen Ausbau der Cinémathèque ist sehr überlegt. Das konstruktive System wirkt einfach. Die bestehenden Gebäudeteile wie auch die Neubauteile werden mit Polycarbonatplatten verkleidet, womit die industrielle Bauweise weitergeführt wird.

Insgesamt wird eine baustrukturelle Organisation vorgelegt, welche nicht nur funktionsbezogen „gradlinig" und überschaubar ist, sondern auch optimale haustechnische Installationen ermöglicht und ein ökonomische Bauweise erwarten lässt.

Die Verfasser wenden sich gegen die vorgesehene Baumbepflanzung und schlagen das Wiederherstellen des Ist-Zustandes der Landschaft vor. Damit bleibt das Landschaftsbild mit der prägnantenTopographie und der herrlichen Aussicht auf den Jura erhalten.

Preise

  • 1. Rang / 1. Preis (35'000 Fr.):
    Generalplanerteam EM2N Mathias Müller Daniel Niggli Architekten AG
    ETH SIA BAS, Zürich
  • 2. Rang / 2. Preis (30'000 Fr.):
    Generalplanerteam Park Architekten AG, Zürich
  • 3. Rang / 3. Preis (25'000 Fr.):
    Generalplanerteam 2b architectes sàrl, S. Bender - Ph. Béboux architectes epfl fas, Lausanne
  • 4. Rang / 4. Preis (15'000 Fr.):
    Groupement d'architecture LOCALARCHITECURE, bureau d'architecture Danilo Mondada, Lausanne
  • 5. Rang / 5. Preis (10'000 Fr.):
    Generalplanerteam Marchal Fürstenberges Architectes SA, 4051 Basel
  • 6. Rang / Ankauf (5'000 Fr.):
    Generalplanerteam B.F.I.K. architectes hes-uts, Fribourg

Preisgericht
Hanspeter Winkler, Abteilungsleiter BBL (Vorsitz); Marc Wehrlin, Stv. Direktor BAK; Hervé Dumont, Direktor Cinémathèque suisse, Philippe Besson, Syndic Penthaz; Alfred Grazioli, Prof. dipl. Ing. BSA; Thomas Hasler, Dr. sc. Techn. Architekt ETH/SIA/BSA; Anton Weber, Landschaftsarchitekt BSLA; Alfred Roth, Ressortleiter BBL; Willi Treichler, Dr. phil. BAK; Caroline Neeser, Direktorin Sammlung, Cinémathèque Suisse (Ersatz); Christophe Patthey, Portfoliomanagement BBL (Ersatz); Emmanuel Ventura, architecte EPFL/FAS/SIA (Ersatz).
 

Ultima modifica 06.12.2007

Inizio pagina

https://www.bbl.admin.ch/content/bbl/it/home/bauten/bauten_inland/bautendokumentation/archiv/fruehere-beitraege-bauprojekte/kultur-und-denkmaeler/cinematheque-suisse--penthaz-vd.html