Das Château de Prangins

Wie bei jedem Ausstellungsort ändern sich bei Museen die Anforderungen im Laufe der Jahrzehnte und müssen Ausstellungsräume dementsprechend umgestaltet werden. Das BBL nutzte die sich durch die Auswechslung der Dauerausstellung im ersten Stock bietende Gelegenheit, um die Betriebsbedingungen zu optimieren und die diversen technischen Anlagen auf den heutigen Standard zu bringen.

Porträt-Galerie im ersten Stock nach der Renovation (© Thomas Brasey, 2023)

Das Château de Prangins, das Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums ist, verfügt über eine aussergewöhnliche Lage und überblickt von seiner imposanten Stützmauer den Genfersee. Und dennoch ist es, im Herzen eines dicht bebäumten Parks liegend, mit seinem Ehrenhof und dem Gemüsegarten auf den Ort Prangins ausgerichtet. Als eines der grössten öffentlich zugänglichen Schlösser des 18. Jahrhunderts in der Schweiz erhielt das Prachtgebäude 1998 nach langer Restaurierung eine neue Bestimmung als Nationalmuseum. Dieser neue Zweck machte es möglich, das stark sanierungsbedürftige Bauwerk zu restaurieren und es mit einer für die Ausstellungsanforderungen unabdingbaren technischen Infrastruktur auszustatten, die behutsam in die historische Substanz des bestehenden Baus integriert wurde.

Für die Renovation der Dauerausstellungsräume arbeiteten die Architekten (DOM + werkbüro Association d’architectes) mit den Szenografen (Catherine Nussbaumer und Atelier Oï) sowie mit der Museumsdirektion und der Leitung des Technikteams zusammen. Die Böden, Wände und Decken wurden in Übereinstimmung mit den einzelnen szenografischen Konzepten renoviert. Eine neue Beleuchtung trat an die Stelle der Schienenbeleuchtung, welche sorgfältig abmontiert wurde, um sie in einigen Räumen in die bestehende Beleuchtung zu integrieren. Sämtliche Spots wurden aus Energieeffizienzgründen systematisch durch LEDs ersetzt. Es war der Wunsch der Museumsszenografen, dass parallel dazu natürliches Licht in die neuen Ausstellungsräume einfällt. Dafür wurden spezielle, für die Ausstellungsbedingungen geeignete Filter auf den Fenstern angebracht.

Renovation der Tapete und der Beleuchtung in einem der Zimmer im ersten Stock (© Thomas Brasey, 2023)

Die Kälteerzeugung fiel während der Arbeiten aus und es wurden temporäre Lösungen wie das Nightcooling eingesetzt. Diese temporären Lösungen wurden mit der neuen Anlage verstetigt, wodurch sich die Kühlbetriebszeit verkürzen lässt.

Die Renovation des Obergeschosses des Nebengebäudes war ebenfalls Teil der Arbeiten und sollte mit der Einrichtung einer Garderobe, eines Sanitärbereichs, einer Kochecke sowie von Lagerräumen bessere Bedingungen für die Nutzerinnen und Nutzer schaffen. Diese Einrichtungen wurden in Form eines grossen Moduls behutsam in das Balkenwerk des ersten Travées integriert, um dem Eingangsbereich eine neue Funktion zu geben. Die Beleuchtung wurde ebenfalls erneuert und es wurden Lichtszenarien für die verschiedenen Veranstaltungen (Konferenz, Empfang, Workshop für Kinder, Erzählungen usw.) entworfen.

Renovation des Nebengebäudes (© Thomas Brasey, 2023)

Das Museum hat seinen Betrieb über die gesamte Dauer der Bauarbeiten aufrechterhalten. Die Arbeitsfortschritte wurden minutiös nach den Terminen der verschiedenen Veranstaltungen (temporäre Ausstellung, Empfang, Konferenz usw.) geplant. Es waren auch Bauarbeiten in den öffentlich zugänglichen Bereichen notwendig, die etappenweise jeweils am Montag, dem Ruhetag, stattgefunden haben. Die Koordination mit den technischen Teams des Schlosses spielte eine wichtige Rolle.

Fragen an die Museumsdirektorin Helen Bieri Thomson:

  • Welchen Vorteil sehen sie in der Unterbringung eines Museums in einem Schloss wie dem Château de Prangins? Ist dies mit Einschränkungen verbunden oder ganz im Gegenteil etwas Positives?

Ich würde sagen, dass die Vorteile die Einschränkungen überwiegen. Natürlich hätte ich gern eine Klimaanlage, mobile Wände in meinen Ausstellungsräumen und grössere Flächen. Anstatt mich zu beklagen, ziehe ich es aber vor, den Nutzen in dem zu sehen, was diese alten Mauern zu bieten haben: Charakter und Geschichte, Räume mit Wohncharakter (einst lebte eine Familie im Schloss), das Privileg, mit der Natur in Verbindung zu sein, die Tatsache, dass das Schloss von einem Gemüsegarten umgeben ist, den englischen Park, eine Streuobstwiese und einen ehemaligen Wassergraben. Vom Fenster in meinem Büro aus höre ich die Rufe der Dohlen und den Wind in den Blättern der hundertjährigen Platanen.

  • Wie unterscheiden sich die zwei neuen Dauerausstellung von der vorherigen?

Sie unterscheiden sich durch eine ausgesprochen zeitgenössische Szenografie, durch Elemente der integrierten Kulturvermittlung und durch den punktuellen Einsatz von neuen Technologien. In der Ausstellung «Was ist die Schweiz?» nehmen die Wände die kräftigen Farben von Le Corbusier an und kann man unter anderem DJ spielen und typische Klänge des schweizerischen Klangerbes mischen. In der Ausstellung «Décors. Meisterwerke aus den Sammlungen» werden aussergewöhnliche Bühnenbilder des 18. Jahrhunderts durch ein neuartiges «Media and Interaction Design»-Element zum Leben erweckt.

Zeitgenössische Szenografie und Elemente der integrierten Kulturvermittlung (© Thomas Brasey, 2023)
  • Welches ist nach diesen Umbauarbeiten Ihr Lieblingsort im Schloss?

Der lange Gang im ersten Stock, wo sich nun unsere Porträt-Galerie befindet. Einst dienten die Galerien in einem Schloss nicht nur dazu, die Gebäudeflügel mit dem Haupttrakt zu verbinden, sondern es war auch ein Ort, an dem man sich bei schlechtem Wetter die Beine vertreten und spazieren gehen konnte. Dort waren oft Bilder und Porträts aufgehängt. Durch die Renovation hat dieser Raum seine räumliche Kohärenz, aber auch das Erscheinungsbild einer bewohnten Galerie mit Teppichen, Möbelstücken, Vorhängen, Lichtern und natürlich Wandporträts wiedererlangt.

  • Welches ist die bedeutendste Veränderung im Rahmen dieser Umbauarbeiten?

Es handelt sich dabei wahrscheinlich um die am wenigsten sichtbare Veränderung, aber ohne die Einrichtung von Wi-Fi hätten wir die neuen Technologien nicht integrieren können.

  • Rédaction et mise en page de l’article : Sergio Tepedino, chef de projet du maître de l’ouvrage, OFCL
  • Auteur du texte : Lene Heller, architecte du projet de rénovation, DOM + werkbüro Association d’architectes
  • Personne interviewée : Helen Bieri Thomson, directrice du Château de Prangins

Letzte Änderung 21.12.2023

Zum Seitenanfang

https://www.bbl.admin.ch/content/bbl/de/home/bauten/bauten_inland/bautendokumentation/archiv/fruehere-beitraege-bauprojekte/kultur-und-denkmaeler/chateau-de-prangins.html