Sanierungsarbeiten am Landesmuseum, Westflügel

Das Landesmuseum in Zürich verkörpert die Geschichte des schweizerischen Bundesstaates wie kein anderes Museum. Das, von Gustav Gull geplante Gebäude, erinnert an ein Märchenschloss. Hinter dem geschäftigen Treiben am Zürcher Hauptbahnhof bildet das historische Museumsgebäude mit seiner idyllischen Umgebung, die zum Verweilen einlädt, einen Kontrast zum Grossstadtrummel. Nach der Sanierung des Bahnhofflügels, der Fertigstellung des Erweiterungsbaus und Sanierungsarbeiten am Kunstgewerbeflügel folgte eine weitere Etappe: Seit 2017 sind die Sanierungsarbeiten des Westflügels im Gange, die demnächst ihren Abschluss finden.

Bisherige Bauetappen

Aufgrund von Platzmangel im Landesmuseum war das BBL seinerzeit beauftragt worden, einen Erweiterungsbau zu errichten. Da seit der Errichtung des Museums im Jahre 1898 keine substanziellen Sanierungen stattgefunden hatten, wurden im Zuge des Erweiterungsbaus auch Sanierungsarbeiten am Museum realisiert. In einer ersten Etappe wurde zunächst der Bahnhofflügel saniert. Diese Arbeiten dauerten bis ins Jahr 2009. In einer zweiten Etappe folgte der Erweiterungsbau und Sanierungsarbeiten am Kunstgewerbeflügel. Der Erweiterungsbau und die sanierte Kunstgewerbeschule wurden zeitgleich im Sommer 2016 eröffnet. Seit 2017 sind nun die Sanierungsarbeiten des Westflügels im Gange.

Sicherheit und Beton

Der Altbau des Schweizerischen Landesmuseums wurde seit seiner Erbauungszeit strukturell baulich nie wirklich verändert oder tiefgreifend saniert. Sowohl langjährige Wünsche und Bedürfnisse des Museumsbetriebs als auch bauliche Untersuchungen und Auflagen der Feuerpolizei haben gezeigt, dass an vielen Stellen grosser Handlungsbedarf besteht. Daher hat das BBL zusammen mit dem Schweizerischen Landesmuseum (SLM) entschieden verschiedene Massnahmen zu ergreifen. Das Sanierungskonzept ist somit von technischen Aspekten geprägt; es betrifft die Erdbebensicherheit, den Brandschutz und die Sicherheitsertüchtigung. Was bei der Sanierung besonders zu beachten ist: Zu Zeiten Gustav Gulls gab es noch kaum Erfahrungswerte zum Baumaterial Beton. Am fertigen Bau zeigte sich vor allem eine Verbundkonstruktion aus Stahl und Beton. Auf der stählernen Primärkonstruktion lagen sekundäre Stahlträger, die aus Beton ausgegossen waren. Zudem war die Qualität des Betons noch nicht sehr gut: Der Zementanteil war niedrig und dadurch wurde der Beton über die Jahre porös, so dass er stellenweise zerbröselte und rissig wurde. Anpassungen an einen zeitgemässen baulichtechnischen Standard waren somit unabdingbar.  

Zum Restaurieren ausgebaut

Nachdem das Landesmuseum im Jahre 2016 den Erweiterungsbau in Betrieb nahm, begannen die Sanierungsarbeiten am Westflügel quasi unsichtbar für die Öffentlichkeit und die Museumsbesucher. Das Besondere am Westflügel sind die historischen Zimmer – sie bilden sowohl ideologisch als auch architektonisch das Herzstück des Landesmuseums. Es war äusserst wichtig, dass die technischen Eingriffe die Holzeinbauten nicht tangierten Daher mussten die historischen Räume allesamt ausgebaut werden, um die tragenden Bauteile zu sanieren. Um den originalgetreuen Wiederaufbau der Räume sicherzustellen, wurden die Zimmer von den Restauratoren photogrammetrisch aufgenommen und genauestens dokumentiert. Die bestehenden Strukturen wurden unterbetoniert, so dass es möglich war die armierten Schichten aus selbstverdichtendem Beton an die vorhandene Decke anzubringen. Dadurch wurde die vorhandene Decke stabilisiert, die Tragkraft erhöht sowie Erdbebensicherheit und Brandschutz gewährleistet. Die Fliesenböden, die aus früheren Jahrhunderten stammen, wurden aufwändig restauriert. Teilweise haben die Restauratoren die historischen Böden mit Fliesen ergänzt und teils haben sie neue Fliesen aufgrund von historischen Referenzen rekonstruiert. Für das BBL war es wichtig, dass für die Sicherheit der Besucher die Abrieb- und Rutschfestigkeit gewährleistet ist. Das Endresultat sind Fliesen, die gleichzeitig authentisch und zeitgemäss reproduziert sind. Ab Sommer 2019 waren die historischen Zimmer schliesslich wieder an ihren ursprünglichen Orten eingebaut, aufgefrischt und ins beste Licht gesetzt. Für die Besucherinnen und Besucher des Landesmuseums hat sich der Aufwand der Restaurierung der Keramikböden gelohnt: Die Böden erstrahlen in neuem Glanz und erzählen die Geschichte des Hauses.

Erneuerung der Haustechnik

Auch in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert müssen Heizung und Lüftung den heutigen Anforderungen entsprechen. Die gesamten Haustechnikanlagen wurden daher zugunsten der Mitarbeitenden und Besucherinnen und Besucher energieeffizient aufgerüstet und erneuert. Da in den historischen Zimmern die Unterkonstruktion denkmalgeschützt ist, gab es wenig Platz für Anpassungen. Vor dem Ausbau der Zimmer wurde ein Konzept für die elektrischen Anlagen erstellt und überprüft, wo es Öffnungen und Wölbungen gibt, durch welche die Elektroplaner die Leitungen durchführen können. Der fehlende Platz in den denkmalgeschützten Räumen ist kompensiert worden – die Zentralen für Haus- und Energietechnik befinden sich im Dachgeschoss und im Keller. Das Resultat ist ein regulierbares Heizungssystem, das ein behagliches Raumklima garantiert. Aufgrund der besseren Nutzung der Speichermasse des Altbaus ist dieses Heizungssystem effizient. Für die kontrollierte Belüftung und ein angenehmes Raumklima ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung realisiert worden. Die Beleuchtung der Ausstellungsräume richtet sich nach dem MINERGIE®-Standard.

Projektleitung Bauherr:
Hanspeter Winkler

Generalplaner:
Christ & Gantenbein | Proplaning, Basel
Architektur:

Christ & Gantenbein, Basel
Baumanagement / Bauleitung:
Proplaning, Basel

Dernière modification 25.05.2022

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