Technische Bewertungsstellen

Technische Bewertungsstellen (TBS) haben die Befugnis, Europäische Technische Bewertungen (ETB) auszustellen. ETB bilden die Grundlage für die Erstellung einer europaweit gültigen Leistungserklärung für Produkte, die nicht oder nur teilweise von harmonisierten Normen erfasst sind (vgl. Art. 13 BauPG). TBS sollen für bestimmte, festzulegende Produktebereiche benannt werden (Art. 30 Abs. 2, Art. 31 Abs. 1 und Anhang 5 BauPV). Es soll eine amtliche TBS geben. Weitere TBS können durch das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) benannt werden. Basis der Benennung weiterer TBS soll die Akkreditierung nach der Akkreditierungs- und Bezeichnungsverordnung (AkkBV, SR 946.512) und eine Mitgliedschaft der TBS in der privatrechtlich organisierten europäischen Organisation technischer Bewertungsstellen EOTA (European Organisation for Technical Assessment) sein.

 

Voraussetzung für die Benennung

Eine Technische Bewertungsstelle (TBS), die für einen Produktebereich benannt werden möchte, muss auf der Grundlage einer Akkreditierung nach der Akkreditierungs- und Bezeichnungsverordnung (AkkBV, SR 946.512) die Erfüllung der Anforderungen nach Anhang 2 des ganz ausschreiben MRA + SR Nummer sowie nach Anhang 6 BauPV gegenüber dem BBL nachweisen.

Eine TBS macht ihr Organigramm und die Namen der Mitglieder ihrer internen Beschlussgremien öffentlich zugänglich.

Eine TBS muss gemäss Anhang 6 vor allem über die folgenden Kompetenzen verfügen:

• Erkennung von möglichen Vorteilen und Risiken bei der Verwendung innovativer Bauprodukte, wenn gesicherte / konsolidierte technische Informationen über ihre Leistung im Fall eines Einbaus in Bauwerke fehlen.
• Umsetzung des Ergebnisses der Risikoanalyse in technische Kriterien für die Bewertung des Verhaltens und der Leistung von Bauprodukten in Bezug auf die Einhaltung der geltenden Vorschriften.
• Bereitstellen der technischen Informationen, die von den Beteiligten des Bauprozesses als potenzielle Verwendende von Bauprodukten (Herstellerin, Konstrukteure, Auftragnehmer, Installationsbetriebe) benötigt werden.
• Entwicklung und Validierung geeigneter (Prüf- oder Berechnungs-) Verfahren zur Bewertung der Leistung in Bezug auf die wesentlichen Merkmale der Bauprodukte unter Berücksichtigung des Stands der Technik.
• Verstehen und Evaluieren des Herstellungsprozesses eines konkreten Produkts zwecks Ermittlung geeigneter Massnahmen zur Gewährleistung der Produktbeständigkeit im Verlauf des betreffenden Herstellungsprozesses.
• Bewertung der Leistung in Bezug auf die wesentlichen Merkmale von Bauprodukten anhand harmonisierter Kriterien und auf der Grundlage harmonisierter Verfahren.
• Gewährleistung von Einheitlichkeit, Zuverlässigkeit, Objektivität und Rückverfolgbarkeit durch die dauerhafte Anwendung zweckmässiger Verwaltungsverfahren.

In Anhang 6 der BauPV finden sich die Anforderungen detailliert ausgeführt.

Eine TBS muss Mitglied in der privatrechtlich organisierten europäischen Organisation technischer Bewertungsstellen EOTA (European Organisation for Technical Assessment) sein.

Produktbereiche

Technischen Bewertungsstellen (TBS) können in einem oder mehreren Produktbereichen tätig sein und Europäische Technische Bewertungen (ETB) ausstellen. Die Produktbereiche sind unter Anhang 5 der BauPV aufgelistet. TBS müssen für den jeweiligen Produktbereich oder für mehrere oder alle Bereiche auf europäischer Ebene benannt sein, um ETBs ausstellen zu können.

Produktebereiche (PDF, 17 kB, 26.06.2015)

Amtliche Technische Bewertungsstelle

Unter dem bisherigen BauPG von 2001 war die Empa unter dem Abkommen mit der EU über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (Mutual Recognition Agreement, MRA, SR 0.946.526.81) als amtliche Technische Zulassungsstelle benannt worden. Unter der neuen Bauproduktegesetzgebung ist die Empa als amtliche TBS vorgesehen (Art. 31 BauPV), da die Schweizer Bauwirtschaft einen direkten Ansprechpartner und eine Dienstleistungsstelle in der Schweiz benötigt, um innovative Produkte europaweit vermarkten zu können.

 

Weitere Stellen

Zurzeit sind in der Schweiz keine weiteren Technischen Bewertungsstellen benannt.

EOTA

 

EOTA (European Organisation for Technical Assessment) ist die europäische Organisation der Technischen Bewertungsstellen (TBS) nach der europäischen Bauprodukteverordnung (Verordnung (EU) Nr. 305/2011). Die privatrechtlich organisierte EOTA ist unter der europäischen Bauprodukteverordnung für den Bereich der Europäischen Technischen Bewertungen (ETB) das Pendant zu CEN (Comité Européen de Normalisation) im Bereich der harmonisierten Normen. Sie erarbeitet Europäische Bewertungsdokumente (EBD), die als Grundlage für die Ausstellung der ETB dienen, die die TBS ausstellen können, die Mitglieder von EOTA sind. Eine ETB wird von einer TBS auf der Grundlage eines EBD auf Antrag einer Herstellerin ausgestellt. Gemäss der europäischen Bauprodukteverordnung ist ein EBD von EOTA zu erarbeiten, wenn eine Herstellerin eine ETB beantragt. Schweizer Herstellerinnen sollen die Möglichkeit erhalten, eine ETB in der EU, im EWR oder der Schweiz zu beantragen.

Dafür sollen auch Schweizer TBS Mitglied bei EOTA werden können. Voraussetzung dafür ist die Gleichwertigkeit der Schweizer und europäischen Bauprodukteerlasse. Diese Voraussetzung ist mit den neuen Bauprodukteerlassen erfüllt. Dadurch können die von schweizerischen TBS ausgestellten ETB auch im Rahmen des Abkommens mit der EU über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (Mutual Recognition Agreement, MRA, SR 0.946.526.81) anerkannt werden. Infolgedessen können auch europäische Herstellerinnen bei schweizerischen nach dem MRA benannten TBS eine ETB beantragen und ausstellen lassen und die schweizerischen benannten TBS können weiterhin an der EOTA teilnehmen, wenn sie die Voraussetzungen dafür erfüllen.

 

Fachbereich Bauprodukte und Europäische Angelegenheiten – FABEA

Letzte Änderung 20.10.2020