Abwasserreinigungsanlagen

Die meisten zivilen Bundesbauten sind am öffentlichen Kanalisationsnetz angeschlossen. In wenigen Ausnahmefällen erfolgt die Reinigung der Abwässer dezentral in Kleinkläranlagen (KKA). Die meisten befinden sich an entlegenen Zollstationen oder auf den Arealen der Forschungsanstalten von Agroscope in Cadenazzo und Wintersingen.

Das BBL ist verantwortlich für den einwandfreien Betrieb von 15 KKA. Diese werden regelmässig auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft und die vorgeschriebenen Einleitbedingungen für Abwässer in die Gewässer periodisch analysiert.

Prinzip der Abwasserreinigung

Das Prinzip der Abwasserreinigung ist bei den meisten Anlagen sehr ähnlich. In einem ersten Prozessschritt erfolgt die mechanische Reinigung. Hierzu gehört das Entfernen der Fest- und Schwimmstoffe. Dies geschieht mittels Rechen, Sandfang sowie Öl- und Fettabscheider. In der Vorklärung setzen sich Feststoffe ab. Das vorgeklärte Abwasser gelangt anschliessend in die biologische Reinigung. In dieser zweiten Prozessstufe werden organische Stoffe im Abwasser durch Mikroorganismen abgebaut. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren wie Tropfkörper, Tauchtropfkörper, sequentielle biologische Reinigung, Phytoverfahren etc.. Am Schluss wird das gereinigte Abwasser in der Nachklärung durch Sedimentation vom Schlamm getrennt, bevor es in ein Gewässer eingeleitet wird. Einige der Verfahren funktionieren sogar ohne Fremdenergie.

Die grösste Anlage im Verantwortungsbereich des BBL befindet sich auf dem Rütli. Diese besteht aus einer Vorklärung, einer biologischen Stufe mit Tropfkörper und einer abschliessenden Nachklärung. Das gereinigte Abwasser durchfliesst vor der Einleitung in den Vierwaldstättersee einen Schilfteich. Die Anlage wird durch Abwasser Uri betrieben und weist auch bei saisonalen Spitzen (Rütlischiessen, 1. August, etc.) eine gute Reinigungsleistung auf.

Erfassung und Monitoring

Vor rund 20 Jahren begann das BBL zusätzlich zu den ordentlichen Wartungsaufträgen die KKA regelmässig zu kontrollieren. Seit 2013 werden alle Anlagen periodisch auf Normenkonformität und hinsichtlich des baulichen Zustands überprüft. Alle zwei Jahre werden Abwasserproben entnommen und von unabhängigen Laboren analysiert. Wo die Werte und Parameter nicht eingehalten sind, werden Massnahmen ergriffen. So wird sichergestellt, dass das Abwasser die Einleitbedingungen erfüllt. In den letzten 5 Jahren wurden ein Drittel der Anlagen durch moderne Kompaktanlagen ersetzt.

Der Allgemeinzustand der KKA ist grossmehrheitlich gut und die regelmässigen Kontrollen erfüllen ihren Zweck.

Besonderheiten der Abwasserentsorgung

Unter den Anlagen finden sich auch spezielle Anlagen, die durch ihre Funktionsweise oder aussergewöhnliche Lage auffallen. Zwei davon sind im Kanton Tessin.

Die eine Anlage befindet sich auf dem Areal der Forschungsanstalt von Agroscope in Cadenazzo. Das Abwasser wird im Phytoverfahren gereinigt, welches auf dem Prinzip der Selbstreinigung in aquatischen Lebensräumen und Feuchtgebieten basiert. Das System beruht auf der natürlichen reinigenden Wirkung bestimmter Pflanzen. Dieses benötigt keinen Strom, und es fallen weder chemische Produkte noch Abfall an.

Die andere moderne Kompaktanlage befindet sich in Brissago an der Zollstation Madonna di Ponte. Sie liegt unter der Kantonsstrasse in einer gewölbten Nische der Stützmauer und wurde im Jahre 2018 komplett erneuert. Trotz engsten Platzverhältnissen ist es gelungen, die KKA in eine Kunstbaute direkt am Lago Maggiore zu integrieren.

Die folgenden Abbildungen zeigen wie vielseitig Abwasserentsorgungsanlagen sein können und welch wichtigen Beitrag sie für den Gewässerschutz leisten. Die Kontrolle, Wartung und Überwachung dieser Anlagen bleibt eine permanente Aufgabe des BBL.

Letzte Änderung 12.07.2024

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