Nach 40 Jahren empfängt die Schweizer Botschaft in Singapur ihre Kunden in neuem Gewand. Das bestehende Gebäude wurde saniert. Das verlängerte Dach bietet zusätzliche Fläche und ist als Willkommensgruss in der südlichen Ecke über dem Eingangsbereich leicht angehoben.
Die Schweizer Botschaft in Singapur befindet sich auf dem Gelände des Swiss Clubs im Naturreservat Bukit-Timah, etwa zehn Kilometer vom zentralen Geschäftsviertel Singapurs. Sie wurde 1984 eröffnet. Nach 40 Jahren waren viele Bauteile aufgrund der grossen Beanspruchung durch das tropische Klima am Ende ihres Lebenszyklus angekommen. Die Gebäudehülle und die technischen Installationen mussten ersetzt werden. Ursprünglich wurde die Botschaft für zehn Arbeitsplätze gebaut. Über die Jahre nahm deren Zahl kontinuierlich zu. Heute sind in der Botschaft 30 multifunktional nutzbare Arbeitsplätze untergebracht.
Das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL schrieb 2018 einen Projektwettbewerb im offenen Verfahren aus, den Berrel Berrel Kräutler Architekten mit ihrem Beitrag «Flamingo» gewinnen konnten. Das Projekt basierte auf einer fundierten Analyse und Einbezug des Bestands. Die Verfasser interpretieren das Gebäude als «Bungalow, dessen Architektursprache perfekt auf das Klima und die kulissenartige Parklandschaft abgestimmt ist». Sie vervollständigen den quadratischen Grundriss bei der einspringenden Ecke des Eingangs und erweitern das bestehende Dach gegen Westen. Die südliche Ecke des Dachs ist leicht angehoben und markiert mit dieser Willkommensgeste den neuen grosszügigen Eingangsbereich. Das neue Dach steht auf einer einzigen Scheibe, worauf auch das Kennwort «Flamingo» des Wettbewerbsbeitrags anspielt. Dahinter befindet sich der neue Konferenzraum. Geschosshohe Glaswände schaffen fliessende Übergänge zwischen Innen- und Aussenräumen. Die Fassade wurde um einen Meter nach aussen verschoben, um die geforderten Arbeitsplätze unterbringen zu können.
Dank der durchgehenden Beschattung der hochwertigen Glasfassade und der Photovoltaikanalage ist der Energiekonsum minimiert. Die Weiternutzung der Tragstruktur, inkl. Untergeschoss, ist ganz im Sinne der Charta für Kreislauforientiertes Bauen. Dies ist ein unüblicher Ansatz in Singapur, wo generell abgerissen und neu gebaut wird.
Die drei unterschiedlichen Sicherheitszonen sind klar angeordnet. Die Büros der höchsten Sicherheitszone befinden sich als kompakte Einheit im hinteren Teil des Gebäudes. Die Schicht davor wird von den Nutzungen der Mischzone, bestehend aus der Cafeteria, den Konferenzräumen und der Wartezone für Gäste, sowie jenen der Kundenzone, bestehend aus dem Empfang und den Büros von Schweiz Tourismus, geteilt. Der Zugang zum Verwaltungsbereich erfolgt über Sicherheitsschleusen. Für grosse Veranstaltungen können die öffentlichen Bereiche, wie Cafeteria, Konferenzraum, die angrenzende Wartezone und der überdeckte Eingangsbereich geöffnet werden.
Das Projekt schält die Stärken des bestehenden Botschaftsgebäudes heraus und behebt die früheren Schwächen im Eingangsbereich. Als Stärke wird der Gebäudetypus des «Bungalows» und die klare Gebäudestruktur erkannt. Zu den Schwächen gehörte der Eingangsbereich mit dem Ausschnitt an der Ecke des Quadrats, der die klare Geometrie stört. Geschickt behoben die Architekten die erkannten Mängel und betonen die vorhandene Qualität, indem sie Innen- und Aussenräume noch stärker miteinander verbinden. Die Idee, das Vordach in der Ecke des Eingangsbereichs anzuheben, gibt dem Gebäude einen beschwingten und leicht ironischen Touch. Es ist, als ob die Botschaft zur Begrüssung den Hut ziehen oder die Dächlikappe in den Nacken schieben würde, um «Hallo» zu sagen.